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Strategien Holz zersetzender Pilze – Teil II Die einzigste Aufgabe xylobionter Individualisten ist, neue Lebensräume zu schaffen und die Mineralisation in Gang zu halten. Es spielt für bestimmte Pilze keine Rolle, ob es sich hierbei um das Holz eines Baumes im Waldökosystem oder einem Solitär in einer Parkanlage handelt. Selbst Nachbars Gartenzaun ist Holz und den Myriaden Pilzsporen, die täglich durch die Luft fliegen ausgesetzt, würde der Nachbar seinen Zaun nicht regelmäßig mit Holzschutzmittel behandeln. Auch lebende Bäume haben sich einen Schutz gegen die Pilzsporen zugelegt, indem sie in die Rinde Substanzen einbauen, die eine fungizidische Wirkung aufweisen. Somit bleibt dem Pilz der Weg zu den begehrten Kohlenstoffmolekülen durch die Rinde verwehrt. Wie aber die Evolution lehrt, kann nur der Gesunde und Starke bestehen und wenn es zu Astbrüchen – verursacht durch Stürme oder Forstarbeiten kommt, oder zu Rindenverletzungen, ist auch der Baum angeschlagen und schutzlos den Pilzen ausgeliefert. Dann beginnt der Kampf David gegen Goliath, Pilz gegen mächtigen Baum und in der Regel bleibt David der Sieger. So vollzieht sich in aller Stille in unseren Wäldern ein Ringen ums Überleben. Jede Pilzspore muss die Gunst der Stunde nutzen, wenn ein geeigneter Baum eine „Eintrittspforte“ bietet und der Baum hat zunächst „Mittel“ um sich gegen die Sporen zu wehren.
Als Bespiel sei der Eichenfeuerschwamm (Phellinus robustus) genannt.
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Zunderschwämme besiedeln eine Birke
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Ist ein Ast gebrochen und eine Stelle für die Besiedlung frei, wird sich aus der Spore das Myzel, der eigentliche Pilz entwickeln. Was man landläufig als Pilz bezeichnet, ist nur sein Fruchtkörper. Unermüdlich arbeitet sich das Myzel in das Kernholz des Baumes vor um dort für ihn günstige Lebensbedingungen zu schaffen. Da der Phellinus robustus auf lebende Bäume angewiesen ist, wird er niemals den Kambiumbereich, also den Bereich, in dem sich die physiologischen Vorgänge eines Baumes abspielen – wie Wasser- und Nährstofftransport - angreifen. Über viele Jahre hinweg arbeitet er das Kernholz auf, indem er das Lignin aufzehrt und die Zellulose zum Teil verarbeitet. Das Kernholz hat die Funktion, dem Baum eine Zug – und Druckfestigkeit zu verleihen und das Lignin ist lediglich ein Füllstoff für die Zellen.
Da der Kambiumbereich nicht angegriffen wird, ist der Baum in seinem Dickenwachstum nicht behindert. Irgendwann kann der Stamm der gewaltigen Last der Krone nicht mehr standhalten und so kann es geschehen, dass an einem windstillen warmen Sommertag die Ruhe des Waldes durch ein Bersten des Stammes und den Fall der Krone durchschnitten wird. Noch eine Weile kann der Feuerschwamm überleben, aber dann muss er nach und nach die „Bühne“ frei machen für seine Artgenossen, die die Abwrackarbeit fortsetzen, bis von dem Baum nur noch eine dicke Humusschicht zeugt. Im Verlauf der verschiedenen Zersetzungsgrade entsteht aus der Baumleiche viel neuer Lebensraum, der z. B. für einen Großteil der Insektenfauna als „Kinderstube“ oder Habitat von entscheidender Bedeutung ist. So sorgt der Pilz nicht nur für die fortwährende Mineralisation, er trägt erheblich dazu bei, der Diversität eines Ökosystems aufrecht zu erhalten, indem er Lebensräume schafft.
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